Auch das Schöne muß sterben! Das Menschen und Götter bezwinget,
Nicht die eherne Brust rührt es dem stygischen Zeus.
Einmal nur erweichte die Liebe den Schattenbeherrscher,
Und an der Schwelle noch, streng, rief er zurück sein Geschenk.
Nicht stillt Aphrodite dem schönen Knaben die Wunde,
Die in den zierlichen Leib grausam der Eber geritzt.
Nicht errettet den göttlichen Held die unsterbliche Mutter,
Wann er am skäischen Tor fallend sein Schicksal erfüllt.
Aber sie steigt aus dem Meer mit allen Töchtern des Nereus,
Und die Klage hebt an um den verherrlichten Sohn.
Siehe! Da weinen die Götter, es weinen die Göttinnen alle,
Daß das Schöne vergeht, daß das Vollkommene stirbt.
Auch ein Klagelied zu sein im Mund der Geliebten ist herrlich;
Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab.
(Friedrich Schiller)
   
 
 
 
 
            ...Würde ich jetzt schreiben, dass mich Lukas Tod in den letzten Wochen und Monaten sehr beschäftigt hätte, wäre das gelogen. Es ist auch nicht so, dass ich Lukas besonders gut gekannt hätte, für mich war er einer von vielen Mitschülern. Und trotzdem, es ist schon seltsam, wie viele Erinnerungen ich mit seiner PErson verbinde, wenn, wie heute abend, das Gespräch so völlig unvermutet auf ihn zu sprechen kommt. Ich weiß auch nicht, warum ich hier überhaupt diesen Eintrag schreibe, man könnte das als vermessen betrachten, eben weil meine Bekanntschaft mit ihm ja nur so oberflächlich war und ich wahrscheinlich auch häufiger mit ihm aneinandergeraten bin als dass wir uns gut verstanden hätten. Aber vielleicht ist es der Sinn von Kondolenzbüchern ebenso wie von steinernen Grabmälern und auch der dieser Internetseite, den Namen einer PErson nicht klanglos verhallen zu lassen. Und vielleicht auch, die Dinge über sie zu sagen, welche man sonst nie über die betreffende Person gesagt hätte.
 
Das soll nicht mit floskeligen Sprüchen verwechselt werden, die man sich so aus den Fingern saugt. Allerdings ist es so, dass wir offensichtlich erst anfangen, einen Menschen so zu sehen, wie er wirklich ist, wenn er nicht mehr da ist. "Man könnte sagen, dass man das stärker liebt, was man seltener sieht." singt Thees Uhlmann und es macht mich traurig, diesen Satz zu hören. Ich habe Lukas nämlich nie bewusst mit objektiven, liebenden Augen betrachtet, nie bin ich mir darüber bewusst geworden, was man an seiner wunderbaren Persönlichkeit alles schätzen kann und muss. Ich sehe all das jetzt erst, wo mich sein Tod dazu zwingt, darüber nachzudenken. Vorher habe ich es wohl aus lauter Trägheit, Kälte oder vielleicht auch in Ermangelung des Mutes, dessen es dazu bedarf, wohl versäumt.
 
Lukas Freunde hingegen und viel mehr wohl noch seine Familie haben diesen Fehler selbstverständlich nicht gemacht, und um so schwerer wiegt wohl für sie der VErlust. Denn wenn schon mir als einer von vielen Mitschülerinnen jetzt so viel Liebenswertes an ihm einfällt, dann muss ja all dass und darüber hinaus noch viel mehr diesen Menschen, die Lukas schon immer liebten, ständig gegenwärtig sein, seit er tot ist.
Diese GEgenwart ist bestimmt schmerzlich, aber ich bin sicher, sie ist etwas Gutes. Eben weil es nicht so ist, dass im Leben der zurückelassenen liebenden Menschen nur noch eine Lücke ist, sondern da ist etwas, da ist die Erinnerung einer Person mit all Ihren Facetten! Da ist ihr Platz im Leben, der nicht einfach wieder zu besetzen ist. Weil ich glaube, dass die Leere eines solchen Platzes dass ist, was die Hinterbliebenen besonders schmerzt, helfen vielleicht alle Erinnerungen an diese PErson, die das riesige Loch irgendwie zu füllen versuchen, wenn sie es auch nur äußerst dürftig vermögen.
 
Deshalb ist es mir ein Bedürfnis zu sagen, dass ich viel an Lukas denke und ihn sicher nicht vergessen werde. Er war sicher eine Persönlichkeit mit Profil und voller guter Eigenschaften und ich bin froh, dass ich ihn kennengelernt habe!
 
Mit allerliebsten Grüßen und dem aufrichtigen Wunsch, dass irgendwann vielleicht die Freude darüber, eine Person wie Lukas gekannt, sogar geboren zu haben, die Trauer um ihn übertreffen möge.

 
J.F.